Unternehmensanleihen erneut auf dem Vormarsch
Immer mehr Unternehmen finanzieren sich am Kapitalmarkt, statt einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen. Bei dieser Finanzierungsform handelt es sich um Unternehmensanleihen bzw. „Corporate Bonds“ (Corporates). Mit der Herausgabe von Anleihen leiht sich das Unternehmen von Investoren Geld und leistet im Gegenzug regelmäßige Zinszahlungen.
Mit der Emission von Anleihen können Unternehmen ihre Liquidität gewährleisten oder stützen.Für Investoren, die Unternehmensanleihen zeichnen, ist insbesondere das Rating des Emittenten zu beachten. Schließlich ist es die Bonität der einzelnen Unternehmen, die den zu zahlenden Zinssatz für die emittierte Anleihe beeinflusst.So wirkt sich das Rating auf die Konditionsgestaltung noch zu begebender Anleihen aus – insbesondere auf die Höhe der Rendite.
Unternehmensanleihen mit erstklassigem Rating weisen dabei eine niedrigere Rendite auf als die mit einem schlechten Rating.Die Bestnote eines Ratings ist AAA, aber auch AA, A und BBB zählen noch zum sogenannten Investmentgrade der zahlungskräftigen Schuldner. In dieser Liga spielen Unternehmen wie etwa Henkel, Volkswagen, Daimler oder Google.
In die Ränge darunter sortieren die Agenturen Unternehmen, bei denen sie nicht sicher sind, ob sie die Schulden auf Dauer bedienen.Für Privatanleger ist der Markt für Unternehmensanleihen nicht gerade übersichtlich. Große, weltweit tätige Firmen sind als Herausgeber ebenso vertreten wie angesehene Mittelständler oder der Öffentlichkeit kaum bekannte Unternehmen.
Als Käufer finden Investoren Anleihen von Unternehmen, deren Kreditwürdigkeit als sehr gut eingestuft wird, bis hin zu solchen, mit denen ein extrem hohes Ausfallrisiko verbunden ist.
Welches aber sind nun die wichtigsten Merkmale von Unternehmensanleihen
Zunächst einmal handelt es sich meist um festverzinsliche Wertpapiere. Das heißt, dass sie mit einem festen Nominalzins ausgestattet sind. Die Laufzeit beträgt in der Regel zwei bis zehn Jahre, in Einzelfällen aber auch bis zu 50 Jahre. Die meisten Unternehmensanleihen werden täglich an der Börse gehandelt.
Zu Beginn der Laufzeit beträgt der Kurs 100 Prozent. Was die Zinszahlung betrifft, so erfolgt diese in der Regel jährlich. Am Ende der Laufzeit erfolgt die Rückzahlung zum Nennwert in voller Höhe.Corporate Bonds sind ein vergleichsweise riskantes Investment, da eine Insolvenz des Unternehmens nie auszuschließen ist.
Das gilt selbst bei Großkonzernen. Auch eine gute Bonität ist letztlich keine Garantie dafür, dass das betreffende Unternehmen nicht in Zahlungsschwierigkeiten geraten kann. Vor diesem Hintergrund sind Unternehmensanleihen vor allem für risikobereite Anleger geeignet, die in der Lage sind, ihre Papiere bis zur Fälligkeit im Depot zu halten.
Anleihen von Unternehmen schlechter Bonität eignen sich allenfalls für spekulative Anleger zur Beimischung innerhalb eines größeren Depots.
Unternehmensanleihen und fremd Währung
Wichtig: Bei Unternehmensanleihen, die nicht auf Euro lauten, besteht zusätzlich zum Ausfallrisiko und zum Zinsänderungsrisiko ein Währungskursrisiko. Steigt der Kurs der betreffenden Währung, so sinkt der Wert der Anlage und umgekehrt.
Laut Rating-Monitor 2015/16 der Agentur Creditreform umfasst der deutsche Anleihemarkt derzeit insgesamt 606 Anleihen, die von nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften begeben wurden. Die Gesamtzahl der Anleiheemittenten beläuft sich auf 286 Unternehmen. Dabei hat Creditreform unter den 286 Emittenten insgesamt 121 Großunternehmen mit einer Bilanzsumme von über 500 Mio. Euro (Large Capps) registriert.Die Zahl der emittierten Anleihen pro Jahr ist seit dem Jahr 2009 stetig gestiegen. Bemerkenswert ist vor allem, dass die Emissionstätigkeit seit 2012 spürbar an Dynamik gewonnen hat.
Und das positive Momentum hält auch 2016 an:
Bis zum August dieses Jahres konnten schon 94 Anleiheemissionen von deutschen Non-Financials verzeichnet werden. Gut sieht es auch vom Volumen her aus. So wurden im laufenden Jahr allein zwischen Januar und August Anleihen mit einem Volumen von insgesamt 34,7 Mrd. Euro begeben. Damit könnte der Jahreswert von 2015 (40,9 Mrd. Euro) in 2016 durchaus übertroffen werden dürfte.